Die russische Spende

2. November 2023

Dr. Hoffmann ist Klinikarzt. Wegen zweier Leichen wird er zum Ermittler. Arzt und Autor Christoph Spielberg über den Helden seines Krimis „Die russische Spende“.

Preis:
€ 14,90
Details:
ISBN 978-3-929403-74-9 | 348 Seiten
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„Ich habe in einem Großkrankenhaus im Lande Brandenburg beobachtet, wie viele der Dienstleistungen „outgesourced“ wurden und der kaufmännische Geschäftsführer offenbar immer wohlhabender wurde.“

Berlin im Jahr 2000, ein Sommerabend: Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann will es sich vor dem Fernseher gemütlich machen, da wird er zum Nachtdienst in die Klinik gerufen und die Sanitäter liefern gleich einen Notfall ein. Dr. Hoffmann kann nur noch den Totenschein ausstellen. Er kennt den Mann, hat ihn schon einmal behandelt. Außerdem gehörte Mischa zur Putzkolonne des Krankenhauses. Am nächsten Morgen sind Totenschein und Leiche verschwunden, die von Dr. Hoffmann angeordnete Obduktion nicht durchgeführt. Korruption, Russenmafia, Wirtschaftskriminalität, Krankenhausmisere und fortschreitende Privatisierungen im Gesundheitswesen bilden den Hintergrund dieses spannenden Kriminalromans. Geschrieben von einem Insider, gibt diese Skandalchronik Einblick in ein deutsches „House of God“ und es ist beklemmend, wie aktuell dieser Hintergrund weiterhin ist. „Die russische Spende“ wurde mit dem Friedrich-Glauser-Preis für das beste Krimi-Debüt des Jahres ausgezeichnet. Christoph Spielberg erhielt auch den Agatha-Christie-Krimipreis.

Ein Interview mit Dr. Christoph Spielberg, von Jörg Steinleitner, veröffentlicht auf BUCHSZENE.DE

Herr Spielberg, Ihr Kriminalroman „Die russische Spende“ blickt auf eine Entwicklung zurück, die selbst schon eine erzählenswerte Geschichte ist: Erstmals ist Ihr Buch 2001 im Piper Verlag erschienen. Zehn Jahre später wurde es ins Englische und Japanische übersetzt. Fast 20 Jahre später wurde es für die ARD verfilmt. Jetzt legt es der HELLER VERLAG neu auf. Was bedeutet es Ihnen, dass Ihr Werk noch einmal neu starten darf?

Selbstverständlich freut mich diese Wiederauferstehung: Ich bin dem HELLER VERLAG dankbar dafür und habe Respekt vor seinem Mut. Der Verlag und ich haben gemeinsam entschieden, die Handlung des Werkes nicht in die Gegenwart zu verpflanzen. Und sind nun überrascht, wie unverändert aktuell es in fast allen Aspekten trotzdem ist.

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© kan_chana / Shutterstock

Die Themen, um die es in „Die russische Spende“ geht, sind tatsächlich brandaktuell: defizitäre Krankenhäuser, Privatisierungen, zwielichtige Geldbeschaffungsmaßnahmen, Russenmafia. Ändert sich in unserem Gesundheitssystem nichts zum Besseren?

Patienten – also potentiell wir alle –, die Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, alle klagen, manchmal sogar die Pharmaindustrie. Aber würden Sie lieber in England mehr als ein Jahr auf eine Operation warten? Oder einen Kredit aufnehmen, um in den USA behandelt zu werden? Letztlich haben wir in Deutschland, bei aller berechtigten Kritik, eine der besten Patientenversorgungen der Welt auf höchstem medizinischem Niveau. Und zwar für jeden, nicht nur für Privatpatienten. Auch wenn meine Hauptfigur Dr. Hoffmann weiterhin auf Missstände aufmerksam machen wird. Und wie sein Autor froh ist, dass er nicht für die Gesundheitspolitik verantwortlich ist – ein höchst undankbarer Job!

Gab es eine Initialzündung, ein Schlüsselerlebnis, weshalb Sie sich die Geschichte von „Die russische Spende“ ausgedacht haben?

Na ja, ich habe in einem Großkrankenhaus im Lande Brandenburg beobachtet, wie viele der Dienstleistungen „outgesourced“ wurden und der kaufmännische Geschäftsführer offenbar immer wohlhabender wurde.

„Wenn auf jedem Grab eines Ermordeten, der angeblich eines natürlichen Todes gestorben ist, eine Kerze brennen würde, wären nachts alle Friedhöfe hell erleuchtet.“

Das heißt Ihre Geschichte hat einen sehr realen Hintergrund. Im Mittelpunkt der Handlung von „Die russische Spende“ steht der Arzt Dr. Felix Hoffmann, der einen Toten in die Notaufnahme bekommt. Sie sind selbst Arzt und haben an mehreren Krankenhäusern gearbeitet. Passiert es häufiger, dass Tote angeliefert werden?

Es passiert jedenfalls, bedingt durch unser segensreiches System der Notarztwagen und Rettungshubschrauber. Da kommt es schon vor, dass der Patient das Krankenhaus trotz aller Bemühungen und mobiler Hightech nicht mehr lebend erreicht. DOA, also „Dead on arrival“, heißt das international.

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© 123RF

Der Tote war Reinigungskraft im Krankenhaus und er war auch mal Patient von Dr. Hoffmann. Verstörend ist die Sache mit dem Totenschein …

Was mich immer wieder wundert: Jeder approbierte Arzt, egal welcher Fachrichtung oder tatsächlicher Kompetenz, darf in Deutschland einen Leichenschauschein ausstellen. Ein Präsident des Bundeskriminalamts hat einmal sinngemäß formuliert: „Wenn auf jedem Grab eines Ermordeten, der angeblich eines natürlichen Todes gestorben ist, eine Kerze brennen würde, wären nachts alle Friedhöfe hell erleuchtet.“

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