„Die letzten und die nächsten 1.000 Jahre sind evolutionsgeschichtlich kürzer als die Dauer eines Wimpernschlags.“
Herr Claro, Ihr Roman „Der Mann, der aus dem 3D-Drucker kam“ handelt von einem 69-jährigen Münchner Schauspieler, der im Jahr 2060 den Traum vom ewigen Leben wahrmachen will.
Zunächst will sich Walter Fabricius, der Protagonist, eigentlich umbringen. Nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau und dem Ausbleiben von Engagements verstärkt sich seine Altersdepression. Bis er von der Möglichkeit erfährt, sich in Zürich einscannen und in Bangkok, um 35 Jahre jünger, um zahlreiche Makel bereinigt, mit frischer Potenz ausgestattet, krankheitsresistenter und widerstandsfähiger in einem neu entwickelten 3D-Biodrucker ausdrucken zu lassen. Ich glaube dieser Gedanke hat für viele ältere Menschen, die es sich leisten könnten, seinen Reiz.
Sie beschreiben sehr genau, wie das Duplikat von Walter Fabricius hergestellt wird. Wieviel davon geht tatsächlich und was garantiert nicht?
Was jetzt schon geht: Unkaputtbare Gelenke und Zahnimplantate aus dem 3D-Drucker. Was 2060, im Handlungsjahr des Romans, mit hoher Wahrscheinlichkeit gehen wird: Ausdruck bestimmter Organe wie Haut, Niere, Herz und Lunge mit angezüchtetem Eigengewebe aus dem 3D-Biodrucker. Was garantiert nie gehen wird: 3D-Bioausdruck eines kompletten Gehirns mit all seinen neuronalen Vernetzungen und des Rückenmarks.
Obwohl einige Studien besagen, dass sich das Wissen der Menschheit jedes Jahr verdoppelt, dürfen wir nicht vergessen, dass die Entwicklung vom Einzeller bis zum Urmenschen rund 3,5 Milliarden Jahre gedauert hat. Diese enorme Zeitspanne erklärt viele Wunder der Natur. Die letzten und die nächsten 1.000 Jahre sind evolutionsgeschichtlich kürzer als die Dauer eines Wimpernschlags. Selbst die modernsten Quantencomputer und 3D-Biodrucker werden nie vollumfänglich das größte Wunderwerk der Natur erschaffen können: den Menschen. Es sei denn, man nimmt – wie im Buch – kleine Fehler mit großer Auswirkung in Kauf.
„Der Klimawandel wird unumkehrbar und Hungersnöte, Überschwemmungen und andere furchtbare Katastrophen werden gewaltig zunehmen. Einen kleinen Vorgeschmack gibt der Killer-Monsun, den der „Mann aus dem 3D-Drucker“ erlebt.“
Ihr Protagonist gibt sich nicht mit seinem altersgemäßen Körper zufrieden – er lässt sich optimieren. Worauf legt er hierbei Wert?
Viele Frauen und Männer sind Dauergast beim Schönheitschirurgen. Der 69-jährige Walter Fabricius steht nackt vor einem großen Spiegel in seinem Züricher Hotelzimmer. Und was sieht er da? Schmerbäuchlein, faltige Haut, Schlupflider, schütteres Haar und sogar einen Pigmentfleck auf der rechten Schläfenseite. Wer würde da nicht gerne die Zeit um ein paar Jährchen oder sogar Jahrzehnte zurückdrehen? Und wenn dann, wie beim Mann aus dem 3D-Drucker, Zähne, Knochen und Gelenke lebenslang halten, der Alterungsprozess stark verlangsamt wird und man noch eine Portion Potenz oben drauf bekommt, würde kaum jemand ein solches Angebot ablehnen.
Weil Sie es gerade ansprechen: Warum haben Sie eine männliche Hauptfigur gewählt. Sind Frauen nicht noch häufiger auf die Optimierung ihres Körpers bedacht?
Richtig! Das wird auch im Buch thematisiert. Aber die Brieftasche der ungerechterweise im Jahre 2060 immer noch besser verdienenden Männer ist dicker und die Fortpflanzungsorgane der Frauen sind komplizierter. Es wird jedoch eine Lösung in Aussicht gestellt.
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